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Wie kann ich selber meine Infektionsgefahr senken?

Ihr Körper erkennt das transplantierte Organ als fremd. Die körpereigene Abwehr würde es daher angreifen und zerstören (Abstoßung), wenn dies nicht durch Medikamente verhindert würde. Sie müssen daher lebenslang Medikamente einnehmen, die die Körperabwehr abschwächen (sog. Immunsuppressiva) und somit einer Abstoßung des Transplantates vorbeugen sollen. Dieses macht Sie allerdings auch für alle Arten von Krankheitserregern besonders empfindlich. Insbesondere in der Anfangszeit muss deswegen eine strikte Vorsorge getroffen werden.

Allgemeines
Da in den ersten Wochen die Dosis der abwehrschwächenden Medikamente am höchsten ist und somit Ihre Infektionsanfälligkeit am größten, erhalten Sie in dieser Zeit infektionsverhindernde Medikamente (Antibiotika). Sie werden für Erkältungen und grippale Infekte besonders anfällig sein, müssen dadurch jedoch keine größeren Komplikationen erwarten.Sie selbst müssen die Symptome einer Lungenentzündung- Husten, Luftnot,Fieber – erkennen und an sich selbst beobachten lernen. Sie sollten uns dann unverzüglich in Kenntnis setzen. Die Wundheilung ist bei Patienten nach der Organverpflanzung eingeschränkt. Zur Vorsorge empfehlen wir bei operativen Eingriffen (auch zahnärztliche!) die vorbeugende Einnahme von Antibiotika. Welche Antibiotika zu bevorzugen sind, sollte im Einzelfall mit einem Arzt Ihres Transplantationsteams abgestimmt werden.

Einige wichtige Maßnahmen möchten wir Ihnen im Folgenden erläutern.

Mundschutz

In den ersten drei Monaten nach der Operation sollten Sie in Anwesenheit von Personen, die nicht zu Ihrem Angehörigenkreis gehören, einen Mundschutz tragen. Im Familienkreis ist das nur notwendig, wenn eines der Familienmitglieder ansteckend erkrankt ist. Größere Menschenansammlungen sollten Sie nach Möglichkeit meiden.

Planzen

Zimmerpflanzen können Infektionsherde sein, da in der Erde Keime leben. Auch Hydrokultur sollte nicht verwendet werden, weil auch hier Feuchtigkeit gespeichert wird, die ein Nährboden für Pilze sein kann.. Gartenarbeit sollte nicht aktiv durchgeführt werden, auch die Bepflanzung von Balkonkästen kann zu einer Pilzinfektion führen. Komposthaufen am besten ganz entfernen, da dort gefährliche Pilze wachsen können.

Tiere

Haustiere tragen in ihrem Fell Krankheitserreger, die zu tödlichen Entzündungen von Augen, Herz, Lungen und Gehirn führen können. Sie sollten deswegen nach Möglichkeit engen Kontakt mit Katzen, Hunden und Vögeln vermeiden. In den ersten sechs Monaten nach der Transplantation sollte ein hauseigenes Tier in wohlgemeinte Versorgung bei Bekannten gegeben werden.

Trinken

Die ungefähre tägliche Trinkmenge wird vom behandelnden Arzt festgelegt. In der Regel beträgt sie etwa 2-3 Liter, in Abhängigkeit von der Nierenfunktion kann sie in Einzelfällen auch höher liegen. Eine ausschließliche Zufuhr nur einer Getränkeart (z. B. natriumarmes Mineralwasser) sollte vermieden werden. 250 ml Milch pro Tag (circa 110 kcal/1,0 BE) enthalten genug Calcium für den Körper. Allerdings sollten immunsupprimierte Patienten fettarme Milch bevorzugen, um Kalorien zu sparen und weniger Cholesterin aufzunehmen. Unpasteurisierte Milch oder Milchprodukte (z. B. Rohmilch direkt vom Bauern) sollten aufgrund der Keimbelastung unbedingt vermieden werden. Bitte aber die Medikamente nicht mit Milch einnehmen, weil sie dann nicht ausreichend vom Körper aufgenommen werden. Mineralwasser als Getränk ist sehr zu empfehlen. Ein Glas Mineralwasser vor dem Essen stoppt zudem den größten Appetit. Die ausschließliche Zufuhr nur von natriumarmem Mineralwasser sollte aufgrund der Gefahr von Hyponatriämie (Natriummangel) vermieden werden. Fruchtsäfte sollten zuckerfrei sein, sie helfen dadurch Kalorien zu sparen.
Säfte mit Zuckerersatzstoffen regen dagegen wieder den Appetit an. Am besten mischt man Fruchtsäfte mit Mineralwasser (mindestens 1:1). Vorsicht ist bei Grapefruitsaft oder anderen Säften mit einem hohen Gehalt an Fruchtsäuren angeraten, da diese bei gleichzeitiger Einnahme von Cyclosporin/ Tacrolimus zu einer Erhöhung der Medikamenten-Spiegel führen und damit unerwünschte Nebenwirkungen provozieren können.Cola sollte aufgrund des hohen Phosphatgehaltes gemieden werden. Gemüsesäfte sind erlaubt, aber auch hier gilt, dass eine zu einseitige Ernährung schädlich sein kann. Dahingegen ist Tee, gebrüht aus abgekochtem Wasser, immer zu empfehlen.Auf Alkohol sollte weitgehend verzichtet werden, denn Alkohol ist sehr kalorienreich und schädigt zusätzlich zu den verabreichten Medikamenten die neue Lunge. Gegen ein gelegentliches Glas Rotwein am Abend ist jedoch nichts einzuwenden.ch Wie bei vielen Verhaltensmaßregeln gilt auch hier, nichts übermäßig zu tun, sich aber auch nach der Transplantation mal wieder etwas zu gönnen, was zu täglichen Leben gehört.

Nahrungsmittel

Auch bei der Ernährung nach Transplantation sind gewisse Regeln zu beachten. So sollten Sie z.B. aufgrund der erhöhten Infektionsgefahr rohe tierische Nahrungsmittel, wie Fleisch, Eier
oder Rohmilchprodukt meiden. Eine ausgewogene Ernährung mit frischen Produkten und ausreichender Kalorien-, Eiweiß- und Vitaminzufuhr ist für alle Menschen nach einer Transplantation empfehlenswert. Die einzige Ausnahme: Bei zusätzlichen Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Störungen des Fettstoffwechsels kann eine spezielle Diät notwendig sein. In jedem Fall ist es wichtig, die Kalorienzufuhr zu kontrollieren. Menschen sollten nach einer Transplantation kein Übergewicht ansammeln, weil dies den Körper zusätzlich belastet. Immunsuppressiva schwächen das Immunsystem. Für Menschen mit transplantierten Organen können eigentlich harmlose Keime zur Gefahr werden.

Impfung

Wichtig ist, dass Patienten nach einer Transplantation die wichtigsten Routineimpfungen bzw. Auffrischimpfungen regelmäßig durchführen lassen. Zu empfehlen sind z.B. Impfungen gegen Tetanus oder Pneumokokken. Aufgrund der stärkeren immunsuppressiven Behandlung in den ersten zwölf Monaten nach der Transplantation sind diese allerdings erst nach Ablauf dieser Frist sinnvoll, da vorher ihre Wirksamkeit schlechter ist. Aber auch im späteren Verlauf können während der Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten Impfungen weniger wirksam sein. Die Verabreichung von Lebendimpfstoffen (z.B. Polio oral, Röteln, Varizellen, Typhus oral) sollte unterbleiben. Totimpfstoffe (z.B. Tetanus,FSME, Influenza, Polio parenteral, Typhus parenteral, Hepatitis A und B, Diphtherie) sind erlaubt. Ggfs. Ist es sinnvoll, gewisse Impfungen bereits vor der Transplantation durchzuführen. Bei anstehenden Impfungen sollten Sie grundsätzlich zunächst Rücksprache mit unserer Klinik halten. Dies gilt insbesondere für sog. Lebendimpfstoffe. (ausführliche Informationen finden Sie in der Broschüre „Impfungen vor und nach Organtransplantation“ des Bundesverbandes der Organtransplantierten).