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Der Lungenallokations-Score (LAS)

Bis 2011 wurden schwerstkranke Patienten mit schnell voranschreitendem Verlauf ihrer jeweiligen Erkrankung auf eine Hochdringlichkeitsliste (HU- Liste) aufgenommen, und sie blieben bis zur Verfügbarkeit eines Organs im Krankenhaus.
Aufgrund der Organknappheit und der daraus resultierenden hohen Sterberate auf der Transplantationsliste wurde Ende 2011 das System umgestellt: auf den 2005 in den USA eingeführten „Lung Allocation Score – LAS“. Dabei handelt es sich um ein computergestütztes Berechnungssystem, welches die Organvergabe nach Dringlichkeit und – das ist eindeutig neu – nach Erfolgsaussicht unter Vernachlässigung der Wartezeit regelt. Dadurch soll die Sterblichkeit während der Zeit auf der Warteliste verringert, der Transplantationserfolg beim einzelnen Patienten und die Anzahl der aktiven (der zur Zeit nicht – zum Beispiel wegen einer akuten Erkrankung – für eine Transplantation gesperrten Patienten) auf der Liste erhöht werden. Nur die Schwere der Erkrankung und die Aussicht auf Erfolg bestimmen die Chancen des Einzelnen, transplantiert zu werden.

Nehmen Sie bitte diesbezüglich Kontakt mit Ihrem transplantationserfahrenen Arzt auf, der Ihnen genau Ihre Chancen auf eine Transplantation beschreiben wird.

Was ist LAS?

Im Rahmen des LAS-Systems erhält jeder Transplantationskandidat, der zwölf Jahre oder älter ist, auf der Grundlage seiner medizinischen Daten einen individuellen Lungenallokations-Score (LAS). Wenn eine Spenderlunge zur Verfügung steht, wird aufgrund der Blutgruppe, der Größe und dieses LAS-Wertes der am besten geeignete Patient mit der größten Übereinstimmung ermittelt.

Auch das Alter spielt eine Rolle, denn beispielsweise werden die Lungen von Kindern und Jugendlichen zuerst Patienten angeboten, die auch Kinder oder Jugendliche sind.

Wie wird mein LAS berechnet?

Ihr LAS-Wert wird auf der Grundlage Ihrer aktuellen medizinischen Daten sowie der Art Ihrer Lungenerkrankung berechnet. Ihr Alter, Ihre Größe und Gewicht sowie Ihre primäre Erkrankung werden ebenso berücksichtigt wie der Schweregrad der Lungenfunktionsstörung, die Nierenfunktion und Ihre Fähigkeit, Tätigkeiten des täglichen Lebens auszuführen. All diese Informationen bestimmen für Ihre individuelle Situation die Dringlichkeit einer Lungentransplantation und die Erfolgsaussichten nach der Durchführung dieser Transplantation.

Wenn eine geeignete Spenderlunge verfügbar wird, bekommen Kandidaten mit einer hohen Punktzahl den Vorrang, wobei ein LAS von 100 den Höchstwert darstellt.

Bekommen Kinder unter zwölf Jahren eine LAS-Beurteilung?

Kinder unter zwölf Jahren, die für ein Lungentransplantat eingetragen sind, bekommen automatisch einen LAS von 100 zugewiesen. Aus diesem Grund ist es nicht notwendig, Untersuchungen durchzuführen, um den LAS-Wert für Kinder dieser Altersgruppe zu berechnen.

Wenn eine Spenderlunge zur Verfügung steht, wird das Spenderalter und die Größenübereinstimmung bei der Zuteilung besonders berücksichtigt und bestimmt den Platz jedes Kindes auf der Liste mit den passenden Kandidaten.

Was passiert mit meiner Einstufung als sehr dringlicher (HU)/dringlicher (U) Fall?

Das LAS ersetzt die Einstufung der Patienten als sehr dringliche und dringliche Fälle. Transplantationszentren in Deutschland arbeiten bei der Zuweisung von Spenderorganen mit der Stiftung Eurotransplant zusammen. Alle sieben Mitgliedstaaten von Eurotransplant verwenden die LAS-Beurteilung für den grenzüberschreitenden Austausch von Spenderlungen.

Wie wird die Wartezeit innerhalb des LAS-Systems angerechnet?

Das LAS-System steuert die Zuweisung von Spenderlungen an diejenigen Patienten, welche das Organ am dringendsten benötigen und gleichzeitig die besten Erfolgsaussichten nach der Transplantation haben. Die Wartezeit hat keinen Einfluss mehr darauf, wem das Organ zuerst angeboten wird. Sie wird nur dann berücksichtigt, wenn zwei oder mehr Anwärter zufällig denselben LAS haben. In diesem Fall bekommt der Patient mit der längsten Wartezeit das erste Angebot.

Wie kann ich mich als Kandidat für ein Lungentransplantat registrieren lassen?

Ihr behandelnder Arzt wird Sie darüber informieren, wann es an der Zeit ist, sich registrieren zu lassen. Daraufhin wird im Transplantationszentrum eine Reihe von medizinischen Untersuchungen bei Ihnen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden auch für die Berechnung Ihres LAS verwendet.

Wie oft müssen meine medizinischen Daten aktualisiert werden?

Ihr LAS oder der Ihres Kindes sollte den aktuellen medizinischen Zustand wiedergeben. Wie oft diese Daten aktualisiert werden müssen, hängt von Ihrem LAS-Wert ab. Wenn Sie einen hohen LAS-Wert haben, müssen die Daten häufig aktualisiert werden. Ihr Arzt wird den Zeitraum überwachen und Ihnen mitteilen, wann eine Aktualisierung notwendig ist. Es ist von großer Bedeutung, dass Sie mit Ihrem Arzt zusammenarbeiten, da es sich negativ auf Ihren LAS auswirken kann, wenn Ihre Daten nicht auf dem aktuellen Stand sind. Dies kann Ihre Chancen auf ein Organangebot verringern.

Wie hoch muss mein LAS sein, um ein Angebot zu bekommen?

Wenn Spenderlungen verfügbar sind, wird eine Liste mit den passenden Kandidaten erstellt. Diese Liste basiert auf Blutgruppe, Alter, Größe und der LAS-Beurteilung. Die LAS-Punktzahl entscheidet die Reihenfolge der Kandidaten auf der Liste, denen die Spenderlunge(n) angeboten wird (werden). Im Allgemeinen gilt: Je höher der LAS, desto besser die Chance, in kurzer Zeit eine Lunge angeboten zu bekommen.

An wen wende ich mich, wenn ich weitere Frage habe?

Wenn Sie weitere Fragen oder Anliegen haben, sollten Sie sich mit Ihrem Transplantationsteam in Verbindung setzen. Einzelheiten über das Lungenallokationssystem finden Sie auch auf der Webseite www.eurotransplant.org.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen vor der Transplantation

Während der Wartezeit müssen regelmäßig, etwa alle drei Monate, Kontrolluntersuchungen im Transplantationszentrum durchgeführt werden. Sollte sich aus diesen Untersuchungen eine Veränderung des Status des Patienten ergeben (zum Beispiel wegen einer Infektion kurzfristig nicht transplantabel oder wegen einer erheblichen Verbesserung des Zustandes eine Streichung von der Liste), wird dies zwischen den Spezialisten des Transplantationszentrums und dem Patienten selbstverständlich ausführlich besprochen. Patienten können auch während der Wartezeit einen Beitrag zum Erfolg der zukünftigen Transplantation leisten: Der Verzicht auf Alkohol und Nikotin verhindert das weitere Fortschreiten von Lungen-, Gefäß-, Herz- und Leberschäden. Das Vermeiden von größeren Menschenansammlungen vermindert die Gefahr grippaler Infekte – vor allem im Winter.
Trotzdem sollten vorübergehende Erkrankungen, etwa ein fieberhafter Infekt oder eine Bronchitis, ein Magengeschwür oder eine Verletzung durch einen Unfall unverzüglich dem Transplantationszentrum gemeldet werden. Das Transplantationszentrum kann dann die Schwere dieser Erkrankung bewerten und den Patienten gegebenenfalls als nicht transplantabel melden. Während dieser NT-Zeit erhält der Patient keine Organangebote. Wenn sich diese NT-Zeit auf einen Zeitraum von weniger als vier Wochen beschränkt, führt dies zu keinem Verlust der Wartezeit.